Unterwegs
Laos 06.09. - 03.10.2006
Währung: | Kip, 12900 Kip = 1 Euro |
Aufenthalt: | 28 Tage |
Route: | Vientiane -- Vang Vieng -- Phonsavan -- Muang Kham -- Muang Phu Khun -- Luang Prabang -- Ban Thanun -- Ban Pak Tha -- Houai Xai |
Gefahrene km: | 1033 km |
Benzin: | 9500 Kip/L (0,74 Euro /L) |
Laos PDR (People Democratic Republic)
Laos ist etwa so groß wie Deutschland, hat aber weniger als ein Zehntel der Bevölkerung. Die Hauptstadt Vientiane ist mit 200 000 Einwohnern die größte Menschenansammlung im Land.
Entspannt ist weit untertrieben, um die Mentalität der Laoten zu beschreiben, lethargisch zu negativ. Eine Gemütsruhe beherrscht dieses Volk, wie wir sie noch nicht erlebt haben und nicht für möglich gehalten hätten. Gelassenheit liegt fast spürbar in der Luft, mit jedem Atemzug inhaliert man sie.
Auf dem Markt
Seitdem wir vor mehr als einem Jahr in Deutschland aufgebrochen sind, haben wir unsere Reiseart verändert. Wir sind viel langsamer unterwegs als zu Beginn. In einem Land wollen wir nicht nur Sehenswürdigkeiten sehen, sondern vor allem ein Gefühl für die Menschen und die Umgebung gewinnen. Deshalb bleiben wir an Orten oft mehrere Tage oder eine Woche. Schnell entstehen Gewohnheiten, wozu in Laos das Frühstück auf dem Markt gehört. Die typische Suppe besteht aus Nudeln in klarer Brühe, die jeder nach seinem Geschmack mit Zitrone, Fischsoße, Chilli, Salz und Zucker würzt. Auf einem separaten Teller werden Kräuter und Salat gereicht, die man klein rupft und hinein gibt. Jeder würzt die Suppe, wie er sie gerne mag. Dazu trinken wir Lao Coffee: Süße, zähflüsige Kondensmilch wird fingerbreit in ein Glas gegeben und mit starkem, schwarzem Kaffee überschichtet - umgerührt resultiert ein süffiges Getränk, das sogar als Dessert durchgeht.
Nudelsuppe und Lao Coffee zum Frühstück
Aber Vorsicht! Als Nicht-Alles-Fresser muss man oft genauer hinsehen. Manchmal sind in der Suppen-Brühe auch Stücke aus geronnenem Blut...nix für Vegetarier. Bei anderen Ständen reicht ein kurzer Blick, um zu erkennen, dass unsere (Geschmacks-) Nerven das nicht abkönnen. Aus Stengeln werden dicke, sich windende Maden geschält, gehäutete und am Spieß gegrillte Ratten liegen neben Eiern, gegenüber werden andere Nagetiere noch im Pelz zum Kauf angeboten, Undefinierbares schwimmt in Einmachgläsern und sogar ein ganzer Waschbär liegt mit zusammengebundenen Pfoten auf dem Stand.
Michelin-Maden
Rattenspieße auf dem Markt in Phonsavan
Heute gibt´s Spargel mit Maden - iiiiiiiiihhhh...Spargel!
Selbst auf dem Markt herrscht eine Stille, die man eher auf einem Friedhof erwarten würde. Nichts von dem geschäftigen und lauten Treiben, das wir von Märkten in anderen Ländern kennen. Laoten schlurfen gemächlich an den Ständen entlang und kaufen ein. Einige Marktfrauen unterhalten sich gedämpft, andere haben es sich in Liegestühlen gemütlich gemacht und schlafen. Der Kopf ruht auf Tüchern, die eigentlich verkauft werden sollen. Wer dort etwas erstehen möchte, muss den Inhaber erst aufwecken.
chrchrchrchr...
Fast ein Paradies
So ruhig die Menschen sind, so aufregend ist die Landschaft. Die Berghänge, an denen sich die einzige asphaltierte Straße in den Norden des Landes entlangschlängelt, sind von Urwald überwuchert. So weit das Auge reicht, grüne Hügel und Terrassen, auf denen Reis angebaut wird. Glasklare Flüsse entspringen den Bergen und werden zur Bewässerung der Reisfelder genutzt. Auf den Straßen ist fast kein Verkehr und unsere Motoradfahrer-Herzen schlagen höher, wenn wir an schönen Tagen durch diese Märchenlandschaft fahren. Wollen wir Höhlen oder Badestellen besuchen, dann machen wir das als Tagesausflug und ohne Gepäck, da in der Regenzeit Nebenstrecken oft durch tiefen Matsch führen oder von Flüssen, über die es keine Brücken gibt, gekreuzt werden.
Immer geradeaus...
Der Fluss wäscht den Mann mit Klamotte und Gefährt
Felsen der Elefanten-Höhle
Baden in der Blauen Lagune
Morgens in Vang Vieng
Aber wie es in der Regenzeit nicht verwundert, regnet es an manchem Tag. Dann macht das Fahren wenig Spaß, die ansonsten herrlichen Kurven in den Bergen sind anstrengend, weil die Sicht schlecht und die Straße nicht so griffig ist. Es ist eine Frage der Zeit, bis das Wasser seinen Weg durch den Overall gefunden hat und es die Wärme aus dem Körper zieht. Die Stimmung sinkt. Trübselige Gedanken kommen auf und man sehnt sich danach irgendwo anzukommen. Aber dann sind da immer wieder die Kinder am Straßenrand, die, sobald sie uns erblicken, enthusiastisch winken. "Hello, hello..." rufen sie uns zu und haben ein Lächeln im Gesicht, das für alles entlohnt. Der Regen ist vergessen und ihre Fröhlichkeit steckt uns an.
Im Nordosten, bei Phonsavan, besichtigen wir die "Plain of jars". Die Ansammlungen von riesigen Steinkrügen, in der Landschaft verstreut, geben den Wissenschaftlern Rätsel auf und locken Touristen an.
Immer neugierig...
Durch ein Non-Stop Flächen-Bombardement zwischen 1965 und 1973 wurde der Osten und Nordosten von Laos, in einem von den USA geführten Geheimen Krieg, verwüstet. Man schätzt, dass etwa 1/3 der in dieser Zeit auf das Land abgeworfenen 1,6 Millionen Tonnen (!) Bomben nicht explodiert sind. Einige wurden entschärft und geräumt, große Landesteile sind aber durch diese sogenannten UXOs (unexploded ordnances - nicht explodierte Bomben) verseucht. Die Räumung wird noch lange dauern. Pragmatische Laoten nutzen den Kriegsschrott und gemäß der Devise "macht Schwerter zu Pflugscharen" bauen sie aus Bomben Tische und Bänke.
Kriegs-Schrott-Verwertung in Phonsavan
Luang Prabang - Houai Xai
Auf dem Weg nach Luang Prabang treffen wir auf einer Gebirgsstraße Erica und Gilly, aus Südafrika, die durch Südostasien radeln. Von ihnen bekommen wir aktuelle Infos über den Straßenzustand zur Grenzstadt Houai Xai, von wo aus wir nach Thailand übersetzen wollen. Die letzten 180 km sind demnach eine Schlammpiste, in der sie mit ihren Rädern mehrmals bis zu den Lenkertaschen einsanken. Das überzeugt uns, diesen Abschnitt großzügig auszulassen.
Zunächst kommen wir in das malerisch zwischen zwei Flüssen gelegene und zum Weltkulturerbe zählende Städtchen Luang Prabang. Uns verzaubern die in der Stadt verstreuten Wats, die für Laos so typische Ruhe und ein Nachtmarkt, über den wir jeden Abend schlendern.
Wat Suwannaphumaham
In Luang Prabang organisieren wir eine Bootsfahrt für uns und die Motorräder, mieten dafür ein ganzes Schiff mit der dreiköpfigen Bootsfamilie für uns alleine. Die Verladung der schweren Motorräder macht uns im Vorfeld etwas Kopfschmerzen, was sich am Abfahrtstag als unbegründet herausstellt. Sechs Männer hieven ein Motorrad mühelos über die Reling.
Hauruck!
Gut verzurrt stehen sie kerzengerade auch bei leichten Wellen und wir genießen die zweieinhalb Tage auf dem Mekong, lassen Urwälder, dessen Bäume aussehen als hätte jemand einen grünen Teppich übergeworfen, Stelzenhäuser und Fischerboote an uns vorüberziehen, kochen und schlafen an Bord.
Passagierboote
Klebreis kugeln
Abends auf dem Mekong
Houai Xai ist durch den Mekong von Thailand getrennt. Nachdem alle Grenzformalitäten erledigt sind, kommen wir zur Fähre, die schon bereit liegt. Wir dürfen rauf und warten eine Stunde lang bis wir wieder runter sollen, da sie doch nicht fährt. Die Beweggründe verstehen wir nicht, aber uns bleibt nichts anderes übrig als wieder an Land zu fahren. Die nächste Fähre will uns dann mitnehmen. Wir warten und warten, bis auch sie nicht übersetzt und wir erneut mit Sack und Pack vom Schiff fahren...Nichts zu machen. Inzwischen ist Mittagszeit und alle gehen essen, warum nicht auch wir? Auf alles vorbereitet, fahren wir weitere zwei Stunden später auf Fähre Nummer drei, die kurz danach ablegt und uns und zwei schwere LKWs nach Thailand bringt. Hurra!
Fährüberfahrt nach Thailand
(12.10.06, RM, TM)