Unterwegs
Indien - Teil 2
Wieder im "echten" Indien
Ein wenig traurig Agonda zu verlassen, packen wir unsere Sachen, bereiten alles für die Weiterfahrt vor, bleiben dann doch noch einen Tag länger und fahren am 5. März ab. Der Abschied fällt uns schwer, aber wir wollen auch wieder weiter. Unterwegs sein, morgens packen, ohne zu wissen, wo wir die kommende Nacht verbringen werden, tagsüber auf den Straßen Indiens. Von Tag zu Tag wird es heißer und unsere Strategie ist früh aufstehen und nur bis zur Mittagszeit fahren. Um 7:30 geht es also los. Es macht wieder Spaß Motorrad zu fahren, besonders in den Morgenstunden, wenn Indien erwacht. Für uns ist es amüsant zu sehen, wie viele mit kleinen Wasserkännchen auf die Felder laufen und ihr Geschäft verrichten.
Morgens sind die Straßen noch recht leer, je weiter der Tag fortschreitet, desto dichter wird der Verkehr. Und der ist anstrengender als wir es in Erinnerung hatten und jeder Fahrtag kostet Nerven ohne Ende. Zum Beispiel wenn ein entgegenkommender Bus zum Überholen ausschert, da ja nur wir kommen. Mit Vollgas und Lichthupe auf uns zurauschend zeigt er uns deutlich: ich weiche nicht! Motorräder sind die niedere Kaste im Verkehr und entweder wir weichen aus oder...tja die Alternative haben wir bisher noch nicht ausprobiert. Kommen Busse sich entgegen, scheren sie oft nur um Haaresbreite vor einem Zusammenstoß wieder ein. Inder haben ein unerschöpfliches Vertrauen - in einen ihrer Tausend Götter. Wenn niemand hupt, ist die Straße frei und sie können sie passieren, selbstverständlich ohne den Kopf zu drehen. Wenn aber jemand hupt, ändert es an ihrem Verhalten auch nichts. Es ist manchesmal zum Haareraufen und von Fahrspaß kann keine Rede sein. Vorwärtskommen ist Arbeit.
Am Abend verleihen wir dann den Preis für den größten Idioten des Tages auf der Straße. Gewinnerin heute: Eine Scooterfahrerin. Sie schießt über die Kreuzung, wie üblich ohne zu schauen. Tobi hatte sie gesehen und wäre sie einfach in dem Tempo weitergefahren, wäre alles gut gewesen. Stattdessen erblickt sie ihn im letzten Moment und bremst. Tobi muss voll in die Eisen gehen und kommt nur Zentimeter vor ihr zum Stehen.
Der Klügere gibt nach
Truck von hinten
Das frühe Aufstehen und die Hitze machen mir zu schaffen und am ersten Fahrtag schlafe ich sogar neben einem laut brummenden Generator und schwatzenden Indern ein.
Mittagsschläfchen
Gewöhnlich ist in Städten nichts ausgeschildert und wir fragen nach dem Weg. Wir haben gelernt, die Frage richtig zu stellen. Sie darf auf keinen Fall die Antwort schon implizieren. Falsche Frage wäre zum Beispiel: "Is this the way to ...?". Die Antwort ist dann meistens: "Yes, yes". Aber auch so ist es noch schwierig genug, wenn wir als Antwort bekommen "You drive this way!" und dazu heben sie den Arm nach oben in den Himmel. Von einer Richtungsangabe ist nicht viel zu erkennen. Außerdem scheint ganz Indien an einer Rechts-Links--Schwäche zu leiden, sie zeigen nach rechts und sagen "you turn left".
Abseits der Straße sehen wir Menschen, die Holz sammeln oder mit großen Krügen Wasser holen und diese Lasten auf dem Kopf balancierend in ihre Zelte oder Lehmhütten tragen.
Ein Mädchen trägt Reisig
Viele sind sehr sehr arm. Die Frauen waschen die Wäsche in Seen oder Flüssen und klatschen sie auf Steine oder prügeln darauf mit einem Cricket--ähnlichen Schläger ein - Frauensport. Man badet in Tümpeln, die vor Algen ganz grün sind und nicht besonders einladend wirken. Männer stehen in Unterhose an einer Wasserstelle voll eingeseift. Privatsphäre? Fehlanzeige.
Das gilt natürlich genauso für uns. Als wir anhalten, um den Luftdruck zu überprüfen, sind innerhalb von Minuten so viele Leute um uns, dass wir nicht an die Ventile kommen, ohne die Neugierigen ständig zurückzudrängen. Schließlich zieht Tobi eine "Demarkationslinie" um unsere Motorräder. Die Inder amüsiert das, sie lachen und einer malt die Linie mit seinem Cricket--Schläger nach. Aber so klappt das.
Tobi zieht die "Demarkationslinie"
Die vorherrschende Religion ist der Hinduismus. Er fußt auf der Vorstellung eines ewigen Schöpfergeistes und dem Glauben an Wiedergeburt. Demzufolge stellt das irdische Leben nur eine Station im Zyklus unzähliger Reinkarnationen der Seele dar. Der Tod ist kein so einschneidendes Erlebnis wie im westlichen Kulturkreis, öffnet er doch den Weg zu einer neuen Existenz. Ziel des Daseins ist die Vereinigung mit der Weltenseele und die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.
Jedem Mensch ist aufgrund des Kastenwesens ein fester Platz in der Gesellschaft zugewiesen. Je besser sich der Einzelne an die Regeln für seine Kaste, von denen es über 3000 gibt (!), hält, welche beispielsweise das Verhalten anderen gegenüber, die Berufswahl und die Heirat vorgeben, desto eher wird er auf einer höheren Stufe wiedergeboren. Dies führt zu einer beispiellosen Ergebenheit in das eigene Schicksal. Die Menschen bemühen sich folglich nicht, ihre eigene Situation zu verbessern, sie finden sich damit ab.
Wir versuchen immer wieder, uns auf die Inder einzulassen, aber sie stellen uns vor eine schwierige Aufgabe und machen es uns oft nicht leicht sie zu mögen. Sie sind nicht interessiert, selbst dann nicht, wenn sie uns in Scharen umgeben. Vielmehr machen sie den Eindruck einer passiven Neugier, sie wollen etwas sehen, etwas konsumieren, unterhalten werden. Interaktion wird hier nicht groß geschrieben. Wenn eine Frage kommt, dann ist es immer die nach dem Preis der Motorräder. So habe ich das Gefühl, dass der Spruch "Geld regiert die Welt" in Indien seinen Ursprung hat. Wer Geld hat, kann sich eine Wampe anfuttern, so dass es für alle offensichtlich ist, kann sich teure Autos und Kleider kaufen und die Menschen der niederen Kaste mit erhabenem Hochmut behandeln. Als es zu einem leichten Zusammentstoß zwischen einem Autofahrer und einem Fahrradfahrer kommt, steigt der dynamische Autofahrer wie von einer Tarantel gestochen aus und schimpft auf den Fahrradfahrer ein, dass ich, ohne die Worte zu verstehen, tiefes Mitleid mit ihm habe. Er lässt die Tirade klaglos über sich ergehen und blickt den anderen demütig von unten an. Gelebtes Kastenwesen.
Besichtigungs -- Marathon
Wir erreichen Hampi, das Zentrum des Vijayanagar Reiches im 15. Jahrhundert. Heute ist es ein kleines Touristendorf, aber nicht ungemütlich. Lediglich die aufdringlichen Postkarten-- und sonstige Verkäufer, die uns in ihre Läden locken wollen, nerven etwas. Als wir nach Ruhe (shanti) bitten, erwidern sie frech: "No shanti in Hampi!"
Frauen streuen mit weißem Kreidestaub komplizierte Mandalas vor ihre Häuser, die sie zweimal täglich erneuern. In der Umgebung gibt es vieles zu besichtigen und wir bleiben drei Tage.
Hampi, Zentrum des Vijayanagar--Reiches im 15 Jh.
Das Ranga Mantapa mit den musizierenden Säulen
Badami. Wie immer, wenn wir in einem Ort ankommen, gibt es zwei Aufgaben zu verteilen: Unterkunft suchen und auf die Motorräder aufpassen. Bisher habe ich meistens die Hotels abgeklappert, Reni hat Wache geschoben. Diesmal machen wir das andersrum und ich muss feststellen, dass die Hotelsuche der bessere Job ist. Alleine auf die zwei Mopeds aufzupassen ist anstrengend. Es ist nur eine Frage der Zeit bis diese begrapscht werden und man dies mit "no touch, please" quittiert. Lange hält die Wirkung dieser Bitte allerdings nicht an, sie muss regelmäßig wiederholt werden. In der Zwischenzeit hört man Gespräche über die Motorräder. Sie zeigen auf die zwei Zylinder und murmeln "...aaah...double engine", dann sehen sie die zwei Bremsscheiben vorne und kommentieren mit hochgezogenen Augenbrauen "power--break!" Und spätestens dann traut sich einer und fragt "What is the cost of this motorbike?", wobei er dieses dabei meistens wieder antippt. Aber diese Frage beantworten wir nie. Entweder wir übergehen sie, indem wir "no touch, please" antworten, oder wir sagen, dass wir es nicht wissen. Weitere Fragen nach unserem Herkunftsland ("what country name?"), wievel Kubikcentimeter ("how much cc?") und wieviel Kilometer wir mit einem Liter fahren ("mileage, mileage?"), werden beantwortet bis endlich Reni zurückkommt.
Faszinierende Höhlen liegen oberhalb eines Sees in Badami und aggressive Affen keifen laut, wenn man sich dorthin begibt. Einige Kilometer weiter liegen die historischen Tempel von Aihole. Hunderte von ihnen sind in der Landschaft und um das Dorf verteilt. Die Menschen nutzen sie ganz selbstverständlich, Kinder klettern und spielen darin, Erwachsene halten ein Mittagsschläfchen und Ziegen gehen ein und aus.
Durga--Tempel, mit der halbrunden Form
Ein Friseurbesuch wird zum Erlebnis als ich mich im Anschluss ans Haareschneiden noch für eine Kopfmassage entscheide. Mit einer Hand massierend, mit der anderen hämmernd, bearbeitet er meinen Kopf mit großer Hingabe. Am Ende dreht er ihn kräftig nach links - knacks, dann nach rechts - knacks, fertig.
Eine Tagesreise weiter erreichen wir Bijapur. Das Gol Gumbaz wurde vom Herrscher Mohammed Adil Shah im 17. Jahrhundert erbaut und ist das Grabmal seiner Familie. Die übergroße Kuppel stellt eine Besonderheit dar, zumal sie eine begehbare Galerie an ihrer Unterseite beherbergt. Die Akustik ist erstaunlich: So kann ich Tobi klar und deutlich verstehen, wenn er in die Mauern spricht, während ich auf der gegenüberliegenden Seite stehe. Aus diesem Grund wird dies auch die "Flüsternde Galerie" genannt. Dies funktionniert trotz der vielen Besucher, die laut schreien, um das zehnmal wiederkehrende Echo zu testen.
Gol Gumbaz im Abendlicht
Ibrahim Rouza, eine Mosche mit Grabstätte und die riesige Kanone Malik-e-Maidan besichtigen wir auch am ersten Tag, bleiben dann aber noch länger, da Holi bevorsteht, ein nationaler Feiertag. Wir können uns nicht so richtig vorstellen, was passieren wird, aber angeblich schmieren sich alle gegenseitig mit Farbe ein. Touristen sollen dabei ein bevorzugtes Ziel abgeben. Bis dahin verbringen wir zwei ruhige Tage in dieser angenehmen Kleinstadt und beobachten das Treiben.
Telefonzelle in Bijapur
Lautsprecher--Tonga
Tatsächlich finden an Holi auf der Straße Farbschlachten statt und erst als auch der Letzte komplett Lila oder Pink eingefärbt ist, ist Schluss.
Holi in Bijapur
Unrat, Dreck und Staub sind in Indien allgegenwärtig. Der Müll wird einfach vor die Haustür, in die Kanalisation, die offen neben dem Straßenrand fließt, oder ins Gebüsch gepfeffert. Um den bioverwertbaren Anteil kümmern sich die Kühe, Schweine und auch Hunde. Schweine waten in der Kanalisation, den Rüssel tief in die graue Brühe gesteckt, und fischen nach Essbarem, Kühe zerren aus bereits angezündeten Müllhaufen noch ein Stück Karton heraus und verspeisen es genüsslich. Übrig bleibt nur stinkendes Plastik, das nicht verrottet und das Stadtbild verunziert und die Ausfallstraßen säumt.
Indische Müllschlucker
Kinderarbeit ist völlig normal und nicht negativ behaftet. Kinder bedienen in Restaurants, arbeiten an der Tankstelle und verkaufen Obst auf der Straße.
Melonenverkäufer
Die wenigsten Haushalte haben Gasherde, von elektrischen ganz zu schweigen, wären sie doch bei den regelmäßigen Stromausfällen gänzlich unangebracht - und vermutlich auch zu teuer. Die meisten Menschen kochen auf einfachen Feuerstellen, wo sie Holz oder Kuhmistfladen verbrennen. Dafür wird der frische Kuhfladen eingesammelt und von Frauen oder Mädchen mit etwas Wasser und Stroh verknetet, zu Kugeln geformt, platt gedrückt und in die Sonne zum Trocknen ausgelegt. Entlang ländlicher Gebiete liegen zahlreiche trocknende Mistfladen mit Handabdruck, während die fertigen zu großen Kegeln oder Quadern aufgestapelt werden, die sogar sehr kunstvoll aussehen.
Kuhfladenverarbeitung
Ein Mann sitzt am Straßenrand im Auto und schreit in sein Mobiltelefon, da er offensichtlich nichts versteht. In indischen Gefährten ist es üblich, dass beim Einlegen des Rückwärtsganges eine Melodie ertönt - um sowohl dem Fahrer als auch anderen zu signalisieren, dass sich das Fahrzeug nach hinten bewegen wird. Neben vielen nervtötenden Melodien konnten wir auch schon die von "Lambada", "Jingle Bells" oder "Morgen kommt der Weihnachtsmann" hören. Der arme Mann im Auto hätte nur den Rückwärtsgang herausnehmen müssen, um seinen Gesprächspartner zu verstehen...
Auf dem Weg in den Norden besichtigen wir die Höhlen von Ajanta, die ehemalige Festungsstadt Mandu, den Palast von Bundi und machen eine Tiger--Safari im Ranthambore--Nationalpark (leider ohne Tiger, dafür mit Krokos).
Vor einem Ganesh auf dem Weg nach Ajanta
Höhle 26 zeigt Buddha in einem Pavillion sitzend
Tobi in einer der Höhlen
Blick vom Palast in Mandu auf den See
Garh--Palast in Bundi
Mittagessen
Ein typischer Restaurantbesuch: Vorne im Eingangsbereich sitzt der Chef auf einem mit Cola--Kästen erhöhten Stuhl an einem Tisch, trommelt unaufhörlich mit einem Schraubendreher auf diesem und lotst Passanten herein. Im Inneren dröhnt Musik aus Lautsprechern, Inder unterhalten sich lautstark, nein, eigentlich schreien sie einander an, selbst wenn sie am gleichen Tisch sitzen und von draussen dringt der Straßenlärm herein. Keine Frage, Indien ist laut. Vom Waschbecken her erreicht uns regelmäßig ein Gorxen, das Geräusch, welches entsteht, wenn man lautstark den tiefsitzenden Schleim aus den Lungen hochzieht und ausspuckt. In Indien zählt dies nicht zu den schlechten Manieren. Guten Appetit.
Wir wählen unsere Gerichte und während wir essen, wechselt am Nachbartisch dreimal die Besetzung. Inder sind keine Gourmets, essen dient der Nahrungsaufnahme und das ist schnell erledigt. Der Kellner bringt dann auch ungefragt die Rechnung, sobald der letzte Bissen in den Mund geschoben ist - oder schon früher. Das stört uns nicht und wir lassen uns trotzdem Zeit.
Auch in Restaurants gibt es eine klar geregelte Hierarchie. An höchster Position ist der Chef, der beim Eingang sitzt und die Rechnungen schreibt sowie als einziger mit Geld hantiert. Einer nimmt die Bestellung entgegen und bringt das Essen, unter ihm ist derjenige, der abräumt (Ersterer rührt benutzte Teller nicht mehr an). Am Ende der Kette befindet sich eine meist sehr ärmlich wirkende Person einer niederen Kaste, die barfuß auf allen vieren den dreckigen Fußboden wischt.
Jetzt sind wir die Sehenswürdigkeit!
Die letzte Nacht bevor wir Agra erreichen, verbringen wir in Bari, einer kleinen Stadt 100 km südlich von Agra. Schon bei der Hotelsuche kristallisieren die Menschen neben unseren Motorrädern in nie dagewesener Dimension aus.
Das Interesse ist ungebrochen als wir abends im Restaurant sitzen und essen. Davor bildet sich ein stetig anwachsender Menschenpulk. Sie beobachten uns, winken und rufen uns zu. Sie drängeln sich nach vorne, um einen guten Blick auf uns zu erhaschen und kreischen wie Groupies. So müssen sich Superstars vorkommen, wenn sie in der Öffentlichkeit sind.
Beim Verlassen des Restaurants folgt uns die Menge. Wir finden das befremdlich und haben ein mulmiges Gefühl, werden wir doch verfolgt. Die Menschen hinter uns sind ganz aufgedreht, immer wieder hören wir ein Kreischen. Plötzlich dreht sich Reni um... Ein Stein hat sie von hinten getroffen. Wir gehen weiter. Wieder einer. Es beängstigt uns, aber ein freundlicher Herr deutet uns ihm zu folgen. Reni wird zum dritten Mal getroffen und kurz danach ein viertes Mal. Erneut drehen wir uns um und gehen auf die weichende Menge zu. Ungern wollen wir ihnen den Rücken zudrehen. Der freundliche Herr bringt uns zum nahegelegenen Haus seines Neffen. Dort machen wir das Tor zu, der Pöbel bleibt draussen und wir sind erstmal in Sicherheit. Scheinbar waren hier noch nie Ausländer und für die Einwohner ist es die große Attraktion. Nach einem Kaffee werden wir vom Sohn unseres Retters auf seinem Moped ins Hotel gefahren. So etwas haben wir bisher noch nie erlebt. Reni ist schwer traumatisiert, mit Steinen beworfen worden zu sein. Wir können uns nicht erklären warum.
Beim Beladen der Motorräder am nächsten Morgen stehen Menschen vor dem Eingangstor und quetschen ihren Kopf durch das Gitter. Wie Kinder im Zoo.
Das Taj Mahal
In Agra wollen wir natürlich das weltberühmte Taj Mahal besuchen. Den Wecker stellen wir uns früh und sind bereits um 6.00 morgens (!) beim Eingang, um festzustellen, dass sich mit uns zusammen massenweise Touri--Reisebusse dort eingefunden haben. Wir kommen erst gegen halb sieben rein, was aber immer noch ausreicht, um das Taj Mahal beim "Aufwachen" zu beobachten. Es ist ein toller Anblick, wenn man aus dem Innenhof, welcher einschließlich der Tore aus rotem Sandstein besteht, voller Neugier durch das Haupttor schreitet: Man sieht zunächst den Mittelbau des Taj, gänzlich aus weißem Marmor, danach die vier Minarette und anschließend die gesamte Gartenanlage und die beiden das Taj flankierenden Moscheen, ebenfalls aus rotem Sandstein. Ein Phänomen fasziniert uns besonders. Geht man langsam durch ein Tor auf das Taj Mahal zu, den Blick starr darauf gerichtet, scheint es als würde das Bauwerk kleiner werden und vor einem "zurückweichen". Beim Rückweg hingegen, kommt einem das Taj immer näher, wird überwältigend groß und die Hauptkuppel scheint wie eine übergroße Perle fast hinunterzukullern.
Die gesamte Anlage ist vollständig symmetrisch und dadurch sehr harmonisch und gefällig. Die Atmospähre ist trotz der Menschenmassen erstaunlich ruhig, friedlich und ehrfurchtsvoll.
Ich trage ordentlich dazu bei, dass das Taj Mahal das meistfotografierte Monument der Erde bleibt. Wir verbringen insgesamt vier Stunden auf der Anlage, laufen in alle Ecken, suchen die besten Fotomotive und das beste Licht und freuen uns dabei unheimlich, hier zu sein. So passt es auch gut, dass das Taj Mahal den Höhepunkt und Abschluss unserer Indien--Besichtigungstour bildet.
Beim Taj Mahal
Jetzt freuen wir uns auf den Himalaya und die Kühle der Berge, da es in Agra tagsüber bereits über 40° C heiß ist.
(13.04.06, RM, TM)